"Ich schloss die Augen und roch Weihrauch, einen sehr heiligen Duft. Ich roch die Zeit... ich roch die Jahrhunderte ... ich roch die Geschichte. Und dann war ich sicher: Das Boot war hier." Kamal el Mallak
 
Auf der Ostseite der Pyramide befinden sich beiderseits des Totentempels zwei große schiffsähnliche Gruben, wobei die nördliche 53m lang, 7m breit und 7m tief ist und die südliche mit 51,5m etwas kleiner ist. Über das ursprüngliche Aussehen gibt es nicht viele Anhaltspunkte, da sie nicht sehr gut erhalten sind. Über ihre Aufgabe ist man sich auch nicht schlüssig. Den Pyramidentexten zufolge führte der verstorbene Pharao seine Reise in zwei Barken aus. Die eine trug den Namen Manedjet und trug die Sonne am Tag, die andere hieß Mesektet und trug die Sonne in der Nacht. Ein alter Text sagt: “Du gehst im Nachtboot schlafen und du erwachst in der Tagesbarke.” Diese beiden Scheinbarken waren wahrscheinlich für die Reise des Phararo nach seinem Tod bestimmt und wurden eingemauert. Nördlich des Aufweges wurde eine andere Grube entdeckt. Sie ist 20,88m lang und hat eine abfallende 15stufige Treppe. Auf dem Grund der Grube entdeckte Reisner Bruchstücke von vergoldeten Holz und Tauwerk. Vermutlich wurde hier eine Kultbarke aufbewahrt, die zu zeremoniellen Zwecken diente.
 
 

Entdeckung

Im Jahre 1954 schafften Arbeiter den an der Südseite der Pyramide angewehten Sand weg. Dabei stießen sie auf zwei hermetisch versiegelte rechteckige Gruben, die von etwa vierzig riesigen Kalksteinblöcken mit einem Gewicht von jeweils 17 bis 20 Tonnen verschlossen waren. Es war einiges an Überredungskunst nötig, um die Genehmigung der Vorgesetzten zu einer näheren Untersuchung zu erhalten. Nachdem die Genehmigung erfolgte ließ der ägyptische Archäologe Kamal el Mallak am 26. Mai 1954 vorsichtig ein Loch in die 22. Verschlussplatte des östlichen Grabens bohren. “Ich konnte nichts sehen”, sagte er später, “alles war schwarz. Aber da war ein starker Geruch alter Gewürze. Nun war ich sicher, das es dort unten Holz gab, das man mit den Gewürzen vor dem Verfall schützen wollte.” Im Lichtstrahl der Taschenlampe war zunächst nur ein Stapel Holz zu sehen, doch dann kam die Spitze eines großen Ruders ins Blickfeld und der abgenommene Vordersteven in Form eines Papyrusbündels lehnte an der Grubenwand. Damit war klar, dass es sich hier um ein zerlegtes Boot handelte.

 
 
 

Bergung

Bevor man an eine Bergung denken konnte, mussten zunächst die mächtigen Steinblöcke beiseite geräumt werden. Auf ihnen fand man zahlreiche Zeichen und Markierungen der Steinbrucharbeiter, darunter mehrfach die Kartusche des Djedefre, der wahrscheinlich die Begräbnisfeierlichkeiten seines Vaters geleitet hat. Am 23.November 1954 wurde die erste 20 t schwere Deckplatte gehoben. Durch die luftdichte Einlagerung unter den Verschlussplatten war das in 13 sorgfältig gepackte Schichten verstaute Material noch in recht festem Zustand. Nur ein Teil der Stücke war verrottet und musste rekonstruiert werden. Nach der Sicherung mit schützenden Matten und Textilien begann im Dezember 1955 die Bergung der Einzelteile. Nach der Abtragung jeder Lage wurden Fotos und Lageskizzen erstellt, ganz abgesehen von den Konsolidierungsarbeiten. Es wurden insgesamt 1224 Teile aus Holz geborgen, von denen die größten Teile 22 m und kleinsten Stücke 10 cm maßen. Man fand Tauwerk und Reste roter Flechtmatten. Nach 18 Monaten war die Grube im Juli 1957 leergeräumt und im darauf folgenden Herbst begannen die Rekonstruktionsarbeiten.

 

 

Rekonstruktion

Vor der Bergung war bereits mit dem Bau einer Schutzhütte in unmittelbarer Nähe und der Einrichtung notwendiger Werkstätten zur Lagerung, Sortierung, Behandlung und Begutachtung aller Holzstücke, Matten, Stricke und sonstiger Fundstücke begonnen worden. 1958 begann Youssef Moustafa, die aus poliertem Zedern-, Akazien- und anderem Holz bestehenden Elemente zusammenzusetzen. Die Teile waren glücklicherweise in der Reihenfolge aufgeschichtet worden, wie man sie vorher auseinander genommen hatte. Außerdem waren viele Teile nach Lage innerhalb der ursprünglichen Gesamtkonstruktion gekennzeichnet. Die Wiederherstellung glich trotzdem einem schier endlosen Puzzlespiel und beanspruchte fünf Versuche mit maßstabsgetreuen kleineren Modellen. Beim Zusammenbau orientierte man sich an altägyptischen Schiffsmodellen. So wuchs die Sonnenbarke des Chufu langsam wieder zusammen. Die Arbeiten nahmen mehr als zehn Jahre in Anspruch und endeten erst 1968. Einige Bauteile des kiellosen Bootes waren durch Holzstifte miteinander verbunden, die meisten aber mit Seilen festgezurrt, die sich im Wasser voll sogen und so die Verbindungen stabilisierten.

 
 
Am Ende der Arbeiten erstrahlte die königliche Barke wie sie 4500 Jahre zuvor geplant und gebaut worden war. Ein äußerst elegantes Schiff, von der Papyrusstandarte am Bug (das Symbol Oberägyptens) bis zur Lotusstandarte (dem Kennzeichen Unterägyptens) am Heck. Ihr Tiefgang von nur 1,5 m machte sie nur für die Schifffahrt auf dem Fluss tauglich. Auf dem Boot befinden sich zwei Kabinen, eine etwa neun Meter lange in der Mitte, und eine kleinere im vorderen Teil. Für die Fortbewegung sorgten fünf Paar Ruder und für die Steuerung zwei große Ruder am Heck. Für die rekonstruierte Barke hat man an der Fundstelle eigens ein Museum erbaut, das leider den Blick auf die Pyramide verstellt und aussieht wie ein überdimensionales Treibhaus. In einer weiteren Grube lagert ein zweites Schiff, das dringend geborgen werden muss, damit die vermutlich durch einen Abwassereinbruch entstandenen Schäden nicht irreparabel werden. Die Ägyptische Altertümerverwaltung beschloss jedoch , die zweite Grube nicht zu öffnen. Das Innere der Grube wurde 1987 in Zusammenarbeit mit der National Geographic Society mit einer speziellen Fotosonde fotografiert. Die Aufnahmen zeigten, dass sich im Inneren ein ähnliches Boot befindet wie in der ersten Grube.
 

Technische Daten

Schiffsgrube  
Länge:
31,20 m
Breite:
2,60 m
Tiefe:
3,50 m
Länge der Abdeckblöcke:
4,50 m
Breite der Abdeckblöcke:
1,80 m
Sonnenbarke  
Länge:
43,40 m
Breite:
5,66 m
Breite der Planken:
0,15 m
Länge der Ruder:
5,00 m
Wasserverdrängung:
45,00 t
Tiefgang:
1,50 m

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