Ein glücklicher Zufall führte am 2. Februar 1925 zur Entdeckung des Grabes. Ein Fotograf aus George A. Reisners Harvard- Expedition bemerkte beim Aufstellen der Kamera, daß sein Kamerastativ im lockeren Boden leicht einsank und umfiel. Nach näherer Untersuchung entdeckte man so den Zugang zu einem Schachtgrab, welcher durch ein Verputzteil aus Kieseln und Gips verdeckt war. Reisners Assistent Alan Rowe ließ zunächst eine kurze Treppe und schließlich den Schacht (G7000x) freilegen. Auf der Sohle des Schachtes in ca. 30 m Tiefe standen die Ausgräber vor einer mit Kalksteinblöcken verschlossenen Kammer, die seit der Antike nicht mehr geöffnet wurde. Man fand im Grab ein großes Durcheinander an zerfallenen Gegenständen, darunter einen großen Sarkophag aus Alabaster, Teile von Möbeln und Kästen, darunter große blinkende Goldteile. Eine Nische in der Wand der Grabkammer enthielt die Kanopengefäße. Das Holz der Möbel war zu Staub zerfallen, aber die sorgfältigen Aufzeichnungen, gewissenhaften maßstabgerechten Zeichnungen (1701 Manuskript-seiten) und hervorragende Fotografien (1057 Bilder) ermöglichten es schließlich, die einstige Form der Möbel zu rekonstruieren. Als die Kammer durch den bislang unbekannten Dows Dunham ausgeräumt war, stand den Ausgräbern der spannendste Augenblick bevor.
"Am 3. März 1927 versammelte sich eine namhafte Gesellschaft von etwa acht Personen ungefähr 30 Meter unter der Erdoberf1äche ... Auf ein Nicken von Reisner wurden die Winden in Bewegung gesetzt, die für diesen Zweck zuvor angebracht worden waren. Langsam entstand zwischen dem Deckel und dem Sarkophag ein Spalt. Er erweiterte sich allmählich, bis wir in den oberen Teil des Sarkophags blicken konnten; nichts war zu sehen. Während sich der Deckel weiter hob, konnten wir tiefer in das Innere und schließlich bis auf den Grund des Sarkophags sehen. .. " DOWS DUNHAM
"Als der Deckel hoch genug angehoben war, sodass ich hineinspähen konnte, sah ich zu meiner großen Bestürzung, dass die Königin nicht darin lag - der Sarkophag war leer! Ich wandte mich an Reisner und sagte mit lauterer Stimme als beabsichtigt: George, sie ist ein Blindgänger! Daraufhin fragte der Minister für staatliche Bauprojekte: Was ist ein Blindgänger? Reisner erhob sich von seiner Kiste und sagte: Gentlemen, ich befürchte, Königin Hetepheres gewährt keine Audienz. Dann fügte er hinzu: Mrs. Reisner wird im Lager einige Erfrischungen servieren." LINDON SMITH |