Der Tempel
von Medinet
Habu war bis auf die Polizisten und einige einheimische Führer völlig
leer. Nach einer Weile gesellte sich ein Führer zu uns, der ausgesprochen
nett war und nicht nervte. Nachdem wir alles genau in Augenschein genommen hatten,
setzten wir uns noch eine Weile in den Schatten und plauderten mit ihm über
seine Familie und wie schlecht die Geschäfte zur Zeit laufen. Im Restaurant,
wo wir unsere Räder geparkt hatten, nahmen wir erst einmal mehrere Getränke
zu uns. Der Wirt und sein Freund waren zwei lustige Gesellen, die uns überredeten
nach unserer Tour noch einmal vorbei zu schauen. Dann schwangen wir uns wieder
auf die klapprigen Räder und fuhren Richtung Deir el Medina. Die Strecke
ging recht steil bergauf und auf der Strasse und im Dorf war keine Menschenseele
mehr zu sehen. Es war jetzt auch Mittag und die Sonne brannte unbarmherzig auf
uns hernieder. Welcher Verrückte fährt auch um diese Tageszeit mit dem
Fahrrad nach Deir el Medina. Dort angekommen stellten wir uns erst einmal unter
das Sonnendach der Polizei. Deir el Medina war wie ein Kessel und es wehte kein
Lüftchen. Es waren mit Sicherheit 50°C in der Sonne. Wir stiegen in Richtung
Grab des Senedjem den Berg hinauf und wurden gleich von den Führern in Augenschein
genommen. Die waren allerdings diesmal von der lästigen Sorte. Ein leicht
dicklicher Kumpan verschwand mit uns im Grab des Senedjem. Auf der untersten Stufe
vor dem Grab machte ein weiterer Führer sein Mittagsschläfchen. Im Grab
ging der Ärger dann los. Der Typ wiederholte gebetsmühlenartig immer
wieder die Götternamen und sagte ständig "look Mrs., look Mrs.".
Daraufhin sagten wir ihm, wir kämen auch ganz gut alleine zurecht. Als wir
das Grab verlassen wollten, stellte er sich demonstrativ in die Tür und verlangte
Bakschisch. Wir gaben ihm ein Pfund und er verlangte mehr. Da war es vorbei mit
dem Spass. Erstens die Hitze und dann noch dieser nervige Typ!! Jetzt gab es eine
geballte Ladung arabischer Schimpfworte, die wir in den vergangenen Jahren so
gelernt hatten. Da war plötzlich Ruhe. Wir begaben uns nun zum ptolemäischen
Tempel und hatten schon wieder einen anderen Führer an der Hacke. Er schloss
den Tempel auf und als wir die ersten Fotos von außen machen wollten, sagte
er uns, das Fotografieren verboten wäre. Da war das Maß voll. Durch
die Hitze und die Typen genervt, gab es jetzt das volle Programm an Schimpfwörtern.
Plötzlich wurde er handzahm und alles war erlaubt. Wir hatten aber keinen
Bock mehr und verließen ziemlich verärgert Deir el Medina. Wir redeten
noch eine Weile mit den Polizisten, bei denen unsere Fahrräder standen. Sie
sagten uns, die Lage wäre zur Zeit so schlecht, daß manche Wärter
über das Ziel hinausschießen. Das war zum Glück die einzige schlechte
Erfahrung während dieser Zeit in Ägypten. Ansonsten begegnete man uns
gewohnt höflich und wir machten viele nette Bekanntschaften. Jetzt ging es
zum Glück erst einmal bergab mit dem Rad. |