Teil 2
 
So ganz nebenbei bemerkt waren es in Luxor um die 40°C im Schatten. Da mußte man sich beeilen, schnell wieder ein schattiges Plätzchen zu bekommen. Und wo gibt es mehr Schatten als in einem Tempel. Da war er nun! Sechs Jahre waren seit unserem ersten Ausflug nach Luxor vergangen. Nichts im Vergleich dazu, wenn man das Alter dieser gigantischen Bauten betrachtet. Zuerst liefen wir die gesamte Sphingenallee ab, bevor wir uns ins Innere der Tempelanlage begaben. Wie überall waren auch hier nicht sehr viele Besucher zu sehen.
 
 
Dadurch waren die Möglichkeiten für gute Fotos natürlich vom Allerfeinsten. Unbemerkt war es inzwischen dunkel geworden und die Beleuchtung im Tempel wurde eingeschaltet. Da uns immer noch ein wenig der Kopf brummte, machten wir uns schließlich mit der Fähre auf den Heimweg nach El Gezira. Nach dem Abendessen und einem Stella (einheimisches Bier) gingen wir in unser Zimmer und verbrachten den Rest der Nacht mit Mücken töten. Pünktlich mit dem Morgengebet krochen wir aus den Betten, frühstückten und besorgten uns gleich um die Ecke ein paar Fahrräder. Die waren zwar nicht mehr die jüngsten, aber immer noch besser als zu laufen. Das Dorf Gezira erwachte gerade und die ersten Händler gingen schon ihren Geschäften nach. Mit dem Drahtesel ging es in Richtung Memnonkolosse. Auf den Feldern war man gerade dabei die Ernte einzubringen. Nach etwa 15 Minuten tauchten in der Ferne die Kolosse auf. Sie wurden ja letztens erst gesäubert und man kann endlich ihre Originalfarbe wieder bestaunen. Im Anschluß schauten wir uns die Reste vom Totentempel Amenophis III. an. Nicht weit von den Kolossen befindet sich das Ticketoffice für die Sehenswürdigkeiten der Westbank. Mit den Tickets in der Tasche fuhren wir Richtung Medinet Habu. Mit dem Rad sind das nur ca. 10 Minuten. Der Tempel mit seiner gut erhaltenen Umfassungsmauer war schon aus der Ferne zu sehen. Wir parkten unsere Räder an einem kleinen Restaurant gegenüber vom Tempel.
 
 
Der Tempel von Medinet Habu war bis auf die Polizisten und einige einheimische Führer völlig leer. Nach einer Weile gesellte sich ein Führer zu uns, der ausgesprochen nett war und nicht nervte. Nachdem wir alles genau in Augenschein genommen hatten, setzten wir uns noch eine Weile in den Schatten und plauderten mit ihm über seine Familie und wie schlecht die Geschäfte zur Zeit laufen. Im Restaurant, wo wir unsere Räder geparkt hatten, nahmen wir erst einmal mehrere Getränke zu uns. Der Wirt und sein Freund waren zwei lustige Gesellen, die uns überredeten nach unserer Tour noch einmal vorbei zu schauen. Dann schwangen wir uns wieder auf die klapprigen Räder und fuhren Richtung Deir el Medina. Die Strecke ging recht steil bergauf und auf der Strasse und im Dorf war keine Menschenseele mehr zu sehen. Es war jetzt auch Mittag und die Sonne brannte unbarmherzig auf uns hernieder. Welcher Verrückte fährt auch um diese Tageszeit mit dem Fahrrad nach Deir el Medina. Dort angekommen stellten wir uns erst einmal unter das Sonnendach der Polizei. Deir el Medina war wie ein Kessel und es wehte kein Lüftchen. Es waren mit Sicherheit 50°C in der Sonne. Wir stiegen in Richtung Grab des Senedjem den Berg hinauf und wurden gleich von den Führern in Augenschein genommen. Die waren allerdings diesmal von der lästigen Sorte. Ein leicht dicklicher Kumpan verschwand mit uns im Grab des Senedjem. Auf der untersten Stufe vor dem Grab machte ein weiterer Führer sein Mittagsschläfchen. Im Grab ging der Ärger dann los. Der Typ wiederholte gebetsmühlenartig immer wieder die Götternamen und sagte ständig "look Mrs., look Mrs.". Daraufhin sagten wir ihm, wir kämen auch ganz gut alleine zurecht. Als wir das Grab verlassen wollten, stellte er sich demonstrativ in die Tür und verlangte Bakschisch. Wir gaben ihm ein Pfund und er verlangte mehr. Da war es vorbei mit dem Spass. Erstens die Hitze und dann noch dieser nervige Typ!! Jetzt gab es eine geballte Ladung arabischer Schimpfworte, die wir in den vergangenen Jahren so gelernt hatten. Da war plötzlich Ruhe. Wir begaben uns nun zum ptolemäischen Tempel und hatten schon wieder einen anderen Führer an der Hacke. Er schloss den Tempel auf und als wir die ersten Fotos von außen machen wollten, sagte er uns, das Fotografieren verboten wäre. Da war das Maß voll. Durch die Hitze und die Typen genervt, gab es jetzt das volle Programm an Schimpfwörtern. Plötzlich wurde er handzahm und alles war erlaubt. Wir hatten aber keinen Bock mehr und verließen ziemlich verärgert Deir el Medina. Wir redeten noch eine Weile mit den Polizisten, bei denen unsere Fahrräder standen. Sie sagten uns, die Lage wäre zur Zeit so schlecht, daß manche Wärter über das Ziel hinausschießen. Das war zum Glück die einzige schlechte Erfahrung während dieser Zeit in Ägypten. Ansonsten begegnete man uns gewohnt höflich und wir machten viele nette Bekanntschaften. Jetzt ging es zum Glück erst einmal bergab mit dem Rad.