Teil 3
 
Die Strecke zum Ramesseum war jetzt wesentlich angenehmer, da es meistens keine großen Steigungen gab. Die Landschaft und die winkenden Kinder am Straßenrand ließen uns Deir el Medina schnell vergessen. Wir stellten unsere Räder am Wärterhäuschen des Ramesseums ab und setzten uns erstmal zu den Polizisten. Als wir sagten, daß wir aus Deutschland kommen, wurden wir sofort gelobt für die deutsche Haltung im Irakkrieg. Danach wurden uns die Mpi´s Marke Heckler & Koch vorgeführt mit der Bemerkung, daß sie qualitativ sehr gut seien. Als plötzlich zwei Japaner vorbeikamen, wurde nach allen Regeln der Kunst gelästert. Die Frau trug einen Sonnenschirm und darüber kriegten sich die Polizisten gar nicht mehr ein. Nach einer Zigarette und ein paar freundschaftlichen Handschlägen begaben wir uns ins Ramesseum. Hier war es bis auf die zwei Japaner völlig leer. Die meisten Führer schliefen im Schatten des Tempels und so hatten wir ungestört Zeit alles in Ruhe zu betrachten. Als wir schon wieder gehen wollten, liefen wir doch noch einem Führer über den Weg. Er war aber ein lustiger Typ und wir erklommen mit ihm den Pylonen. Von dort hat man eine herrliche Sicht auf das Fruchtland und den Tempel. Anschließend zeigte er uns noch Ausgrabungsgegenstände hinter der Absperrung und die Lagerräume des Tempels. Plötzlich faselte er irgendetwas von Mumie und wir fielen natürlich darauf rein. Es waren zwei Totenschädel, die hinter einem Stein in der Mauer postiert waren. Das war die klassische Touristenfalle. Den Gag machen sie sicherlich mit jedem Touristen. Die Schädel haben sie hundertprozentig selbst dahin gepackt, um das eine oder andere Pfund zu machen. Aber wir hatten unseren Spaß und gaben ihm sein Bakschisch. Am Ausgang wollten uns die Polizisten wieder zum Plaudern einladen, doch wir schlugen das Angebot aus und radelten weiter zum Totentempel von Sethos I..
 
 

Während der Fahrt gesellte sich noch ein Junge mit seinem Fahrrad dazu und begleitete uns bis zum Tempel. Es war immer noch unerträglich heiß. In einem Gemüseladen vor dem Tempel kauften wir uns ein paar Getränke und machten endlich einmal Pause. Im Tempel waren wir seit einer Woche die ersten Besucher. Der Wärter wollte uns gleich am Anfang eine Filmerlaubnis aufdrücken. Wir einigten uns aber mit ihm auf ein Bakschisch, obwohl er sichtlich Bedenken hatte und uns erzählte, daß sein Boss ab und zu unerwartet auftaucht. Wir hatten den Chef der Altertumsbehörde tatsächlich am Vormittag in seinem Auto in Medinet Habu gesehen. Wir saßen dort gerade im Restaurant, als er vor dem Tempel mit seinen Leuten hielt. Als wir den Tempelbesuch abgeschlossen hatten, machten wir uns wieder nach Medinet Habu auf. Dort freuten sich die Beiden und wir bekamen ein wunderbares Essen aufgetischt. Danach lud uns der Freund des Kneipers in seinen Laden ein. Wir dachten schon, jetzt gibt es ein Verkaufsgespräch. Aber wir quatschten nur eine Ewigkeit und er lud uns für einen der nächsten Tage zu sich nach Hause ein. Da es schon recht spät geworden war, machten wir uns auf den Heimweg. Die Mücken waren inzwischen mittels einer gewaltigen Chemiekeule erledigt worden. Für den Rest der Zeit störten sie uns nicht mehr in der Nacht. Am Abend teilte uns Gamal, der Hotelbesitzer mit, daß es mit der Buchung des Heißluftballon geklappt hat. Wir tranken noch ein paar Stella und gingen zeitig ins Bett, da die Ballonfahrt sehr früh am Morgen startete.

 
 
Noch vor dem Sonnenaufgang klingelte der Wecker und wir schlurften auf die Terasse und quälten uns das Frühstück rein. Pünklich stand der Minibus an der Seitengasse des Hotels. Mit dem Bus ging es ca. 300 m zum Nilufer herunter. Das Stück hätten wir auch laufen können. Dort sammelten wir eine Horde Engländer ein, von denen keiner einen "Guten Morgen" über die Lippen brachte. Als sich alle in den Bus gequält hatten, ging die Fahrt Richtung Ramesseum los. Dort angekommen, machten sich schon ca. 20 Leute am Ballon zu schaffen. Die Gondel war in vier Abteile gegliedert, wo jeweils vier Mann Platz finden. Zu uns beiden gesellten sich natürlich die zwei dicksten Engländerinnen, die mit viel Mühe von zwei Ägyptern über die Bordwand gehievt wurden. Nachdem alle an Bord waren hob der Ballon vom Boden ab. Einfach unbeschreiblich!