Teil 4
 
In der Nähe vom Totentempel Thutmosis III. stiegen wir in die Lüfte. Es war noch angenehm kühl um diese Uhrzeit und nur der Brenner des Ballons machte einen Vorgeschmack auf die kommende Hitze des Tages. Wie soll man die Ballonfahrt beschreiben? Man schwebt einfach dahin ohne Turbolenzen und kann die Aussicht richtig geniesen. Und wenn man dann noch über dieser alten Kulturlandschaft dahinschwebt, gerät man schon so richtig ins Schwärmen. Wir fuhren zunächst Richtung Hatschepsuttempel und an den Gräbern den Berg hinauf. Dann trieb es uns Richtung Ramesseum und Medinet Habu. Selbst aus dieser Höhe wirken die Totentempel immer noch gigantisch. Das ist wohl das beste Wort dafür. Die harte Grenze zwischen Wüste und Fruchtland ist vom Ballon aus besonders beeindruckend. Irgendwann bewegte sich der Ballon über das erste Dorf. Da bekam die Ballonfahrt einen leicht bitteren Beigeschmack. Der englische Kapitän machte Sprüche, als wenn er heute noch zu den Kolonialherren gehören würde. Diese Zeiten sind zum Glück lange vorbei. Er steuerte den Ballon so tief über die Häuser, das man die Leute beim Schlafen auf dem Dach beobachten konnte. Die Häuser sind ja nach oben alle offen und die Ägypter schlafen genau dort, weil es da am kühlsten ist. Viele waren erschrocken und schimpften, nur die Kinder lachten und winkten uns zu.
 
 

Wir fanden es nicht sehr lustig und wir kamen uns vor wie bei einem Besuch im Zoo. Im Nachhinein erfuhren wir, daß viele Ägypter nicht mehr auf dem Dach schlafen, um den neugierigen Blicken zu entgehen. Auf den Feldern kamen langsam die ersten Bauern zur Feldarbeit oder hüteten ihr Vieh. Der Ballon landete schließlich auf dem Feld eines alten Bauern, der sehr aufgebracht war, weil die Gondel sich durch seine frischen Garben fräste. Nach einem endlosen Gezeter wurde man sich schließlich einig. Nun wurde der Ballon zusammengelegt und dann gab es die Urkunden für die Ballonfahrt. Wir fanden es albern, aber was solls. Die Fahrt war trotzdem ein großes Erlebnis. Den Rest des Tages verbrachten wir im Hotel und besuchten am Abend Achmed in Medinet Habu. In der Kneipe neben seinem Geschäft hat man einfach den schönsten Blick auf den Tempel.

 
 
Am nächsten Morgen besorgten wir uns wieder gleich um die Ecke unsere Fahrräder. Es war noch vor 7:00, als wir uns auf den Weg nach Deir el Bahari machten. Dort angekommen, stellten wir unsere Räder bei den Wachposten ab und marschierten auf Hatschepsuts Totentempel zu. Weit und breit war kein Tourist zu sehen. Alle Terassen des Tempels sind nun zugänglich und der Tempel erstrahlt fast wieder im alten Glanz. Über dem Tal lag noch ein wenig Dunst und die Temperatur war noch sehr angenehm. Bis auf die Wachen und ein paar Führer waren wir ganz alleine im Tempel. Als wir den Tempel verließen, sahen wir die ersten Steinmetze, die unter einem Sonnendach ihrer Arbeit nachgingen. Nach einer kurzen Pause begann der Fußmarsch zum Tal der Könige. Auf dem steinigen Weg liegen am Rand etliche Höhlen bzw. Gräber. Die Eingänge sind mit Steinen zugestapelt, um Touristen wie uns am Eindringen zu hindern. Nach ca. 10 min tauchte der erste selbsternannte Führer auf und wollte uns den Weg erklären. Dieser war aber alle paar Meter mit roter Farbe gekennzeichnet. Nachdem wir ihn darauf hinwiesen, daß wir auch alleine zurecht kommen, waren wir wieder alleine in der Stille der Berge. Unser Weg führte zuerst zum Steilhang über dem Hatschepsuttempel.