Pyramide des Amenemhet III.
Name im alten Ägypten:unbekannt
Ursprüngliche Höhe:58 m
Basislänge:100 m
Neigungswinkel:48° 45'
 
Etwa acht Kilometer südöstlich von Medinet el-Faijum befindet sich der Ort Hauwâra. Hier ließ sich Amenemhet III. eine zweite Pyramide aus ungebrannten Ziegeln errichten, da es bei der ersten Pyramide in Dahshûr bereits kurz nach dem Ende der Arbeiten zu starken Setzungserscheinungen kam. Sie ist die letzte große Pyramide, die man in Ägypten erbaute. Die Baumeister nutzten ihre Erfahrungen aus Dahshûr und sorgten für einen besseren Schutz der königlichen Grabkammer gegen Räuber und das Gewicht der Pyramide. Die Grabkammer wurde näher unter die Grundfläche versetzt und die Anzahl der Tunnel und Kammern verringert. Der Kern der Pyramide bestand durchweg aus Ziegeln und hatte eine Verkleidung aus Kalksteinplatten. Karl Richard Lepsius erforschte die Pyramide bereits im Jahre 1843, doch erst Petrie gelang es 1889 ins Innere vorzudringen. Die Grabanlage ist heute vom Wasser des nahegelegenen Kanals überflutet und nicht mehr zugänglich.
 
 
Der Eingang befindet sich westlich der Südseite und war direkt in der Verkleidung plaziert. Am Fuß des Treppenkorridors befindet sich eine kleine Kammer, von der ein als Sackgasse endender kurzer Gang abgeht. Der eigentliche Weg zur Grabkammer war in der Decke getarnt und wurde durch eine 20t schwere Quarzitplatte versperrt, die seitlich aus einer Nische herausgeschoben wurde. Von einer zweiten Kammer gehen zwei weitere Gänge ab. Unterhalb der Südostdiagonale der Pyramide liegt eine dritte Kammer. Die Passage setzt sich wieder in der Decke verborgen fort und wurde durch eine weitere Quarzitplatte blockiert. Unter der Nordostecke liegt eine weitere Blockierung, von der man über einen kurzen Gang zu einer Vorkammer gelangt. Von dort aus gelangt man in die Grabkammer, die mit Kalksteinblöcken verkleidet ist.
 

Die Decke des Grabgewölbes besteht aus einem Kalksteinblock, über dem sich ein Satteldach aus 50t schweren Kalksteinblöcken erhebt. Darüber befindet sich ein sieben Meter hohes Ziegelgewölbe. Die Grabkammer selbst wurde aus einem einzigen Stück Quarzit gehauen und ist ein technisches Wunderwerk. Petrie schätzte ihr Gewicht auf 110 Tonnen. Der Quarzitsarkophag und ein zweiter, kleinerer Sarkophag sowie zwei Kanopentruhen wurden vor Aufsetzen des Daches eingebracht. Zum Verschließen des Grabgewölbes kam die erste bekannte Sand-Ablaßvorrichtung zum Einsatz. Man ließ den Sand, der die Stützpfeiler getragen hatte, in Seitentunnel wegrieseln, so daß sich die riesige Steinplatte langsam an ihren Platz senkte (siehe Animation links).

 
 
An der Südseite der Pyramide stand der große Totentempel, der seit der Römerzeit als Steinbruch benutzt wurde. Deshalb läßt sich die einstige Größe heute beim Blick über die Geröllhalde nur erahnen. Er war vermutlich das berühmte Labyrinth, von dem die antiken Reisenden wie Herodot, Diodor, Strabon oder Plinius voller Bewunderung berichteten. Da die Anlage schon sehr früh zerstört wurde, läßt sich der ursprüngliche Plan des Tempels nicht genau rekonstruieren. Das es ein ungewöhnliches Bauwerk war, beweisen die enormen Ausmaße von ca. 28000 m². Der Tempel bestand aus einer Reihe von unabhängigen, in drei oder vier Reihen angeordneten Kammern , die durch ein kompliziertes System von Gängen miteinander verbunden waren. Nördlich der Pyramide befindet sich ein großes Gräberfeld, wo Petrie 1888 die berühmten "Mumienporträts" entdeckte. Nur zwei Kilometer südlich der Pyramide wurden 1956 die Reste einer kleinen Pyramide mit den Gebeinen der Prinzessin Neferuptah entdeckt, deren Grabschmuck sich im Museum von Kairo befindet. Bis dahin glaubte man, sie sei in der Grabkammer ihres Vaters Amenemhet III. im kleinsten gefundenen Sarkophag bestattet worden.