In
16 m Tiefe unter der Oberfläche des Grabes Nr.10 versteckt, führt der
Bauschacht über einen horizontalen Gang zu einer gewölbten Halle. Von
einer Nische am Ostende dieser Halle senkt sich ein zweiter Schacht tief in den
Fels ab, dessen Grund nicht mehr erreichbar ist. Der horizontale Korridor geht
leicht ansteigend weiter in eine Gangkammer.Von dort erreicht man eine Vorkammer,
von der aus man über einen kurzen Gang in die ganz in Granit gefasste Grabkammer
gelangt. Dort befand sich der prächtige Sarkophag aus rotem Granit, nach
Petrie einer der vollendetsten seiner Art, sowie ein alabasterner Opfertisch,
der mit dem Namen des Sesostris II. beschriftet war. In einem Nebenraum fand Petrie
die Reste der Beisetzung, einen goldenen Uräus des königlichen Stirnbandes
und Beinknochen, die vermutlich dem Pharao gehörten. In der Südwand
des Ganges zwischen Vor- und Grabkammer führt ein vierfach geknickter Gang
um die Grabkammer herum, der schließlich wieder am Kopfende des Sarkophags
einmündet. Nach Stadelmann ist damit der alte Nordausgang wenigstens theoretisch
gewahrt, damit die Seele des Königs symbolisch nach Norden hinausgehen konnte,
um den Nordhimmel zu erreichen. Der umlaufende Gang um die Grabkammer, der diese
vom umgebenden Fels wie eine Insel isoliert, kann aber auch das Osirisgrab symbolisieren.
Die Osirisverehrung erlebte in der 12. Dynastie eine neue Blüte in Abydos.
Eine nischendekorierte Kalksteinmauer umschloß die Pyramide, eine äußere
Ziegelmauer den gesamten Bezirk. Nördlich und nordöstlich der Pyramide
liegen acht aus dem Felsen gehauene Gräber und die Reste der kleinen Pyramide
der Königin. Südlich der Pyramide befinden sich vier Schachtgräber.
In einem der Gräber fand Petrie im Jahre 1914 den reichen und künstlerisch
hervorragenden Goldschmuck der Prinzessin Sit-Hathor-Junit, der u.a. den Namen
ihres Vaters Sesostris II. und ihres Neffen Amenemhet III. trägt. Vom Pyramidentempel
auf der Ostseite sind nur Fragmente grün bemalten Granits erhalten. In der
Nähe der Reste des Taltempels befinden sich die Fundamente der bedeutenden
von Sesostris II. gegründeten Stadt Hetep-Senwosret ("Zufrieden ist
Sesostris") oder Kahun. Sie war auf regelmäßigem Grundriß
erbaut und wurde von Arbeitern, Priestern und Beamten bewohnt. In den Hausruinen
fand man neben Gegenständen des täglichen Lebens auch viele Papyri (Kahun-Papyri)
mit mathematischen, medizinischen, juristischen, religiösen oder literarischen
Inhalt. Weiter im Norden liegt eine Krokodilnekropole. |