Rekonstruktion des Sonnenheiligtums  Von insgesamt sechs urkundlich erwähnten Sonnenheiligtümern ist die gut erhaltene Tempelanlage von Abu Gurab neben der des Userkaf bei Abusir, die einzige entdeckte ihrer Art. Sie war den Berichten zufolge das Abbild des verschwundenen großen Sonnenheiligtums von Heliopolis. Die früher als "Pyramide von Righa" bekannten Tempeltrümmer wurden im Jahre 1837 von John Perring entdeckt und 1898 bis 1901 von Ludwig Borchardt und Heinrich Schäfer freigelegt und wissenschaftlich ausgewertet. Die Forschungen brachten die Struktur des Tempels zum Vorschein und ermöglichten eine genaue grafische Nachbildung der Anlage.
 
 
Das Sonnenheiligtum des Niuserre besteht aus einem 75 m breiten und 100 m tiefen Hof, der von einer Ziegelmauer umgeben und von einem großen Obelisken beherrscht war. Der Obelisk des Sonnengottes war auf einem heute etwa 15 m hohen pyramidenförmigen Unterbau errichtet worden und erreichte wohl eine Höhe um die 36 m. Vor der Ostseite des Unterbaus befindet sich ein monumentaler Opferaltar von etwa 6 m Durchmesser, der aus fünf gewaltigen Alabasterblöcken errichtet wurde. Im nordöstlichen Teil befand sich der Schlachtplatz für die Opfertiere. Die Blutrinnen im Pflaster mündeten in zehn Alabasterbecken, von denen noch neun zu besichtigen sind. Ein zweiter Schlachthof befand sich nördlich vom Obelisken, wo auch mehrere Becken erhalten sind. Südlich der Anlage befindet sich eine Bootsgrube aus Lehmziegeln.
 
 
Über den Sinn und die Funktion dieser Sonnentempel gibt es verschiedene Theorien. Es könnte sich zum Beispiel um einen Totenkomplex für die Sonne oder den vor der Geburt und nach dem Tod mit ihr identifizierten König handeln. Eine andere Theorie besagt, es habe sich um einen Ort der Vereinigung von Sonne und König zum Wohle des Landes gehandelt.